Allgemeines: |
So wie man im Geschäftsleben den "DIN-Brief" oder
ähnliche Standardisierungen kennt, so gibt es auch für E-Mails einige Grundregeln.
Niemand wird mal eben einen dahingeschluderten Brief
abschicken, denn das würde dem Image schaden. Erstaunlicherweise sind viele
bei E-Mail nicht so sensibel. E-Mails tendieren zwar dazu, etwas salopper
formuliert zu werden als Papierkommunikation, aber sollte es nicht auch
bei E-Mails eine gewisse Schmerzgrenze geben? Bedenken Sie dabei, welchen
Eindruck Ihr virtueller Gegenüber von Ihnen bekommt. Wenn man also jemandem
etwas mitteilen will, sollte man dafür sorgen, daß der Empfänger das auch
lesen kann.
Dies geht über die bloße Möglichkeit, den Text zu
entziffern, hinaus. Ein gut lesbarer Text wird wesentlich mehr Aufmerksamkeit
erfahren. Auch will sich sicher niemand als jemand outen, der von elementaren
Grundregeln der elektronischen Kommunikation keine Ahnung hat. In den vergangenen
mehr als 25 Jahren haben sich Regeln für das E-Mail-Schreiben herausgebildet,
die von jedem erfahrenen Internet-Nutzer eingehalten werden: |
Die Wahl des Subjects (Betreff) |
Hier achte man auf Aussagekraft. Da viele Mail-Programme
eine Übersichtsliste der E-Mails mit begrenzter Länge darstellen, sollte
sich der Inhalt vor allem am Anfang des Subjects finden. Lange Subjects
sollte man vermeiden, da einige Programme dabei Probleme haben (z.B. fügt
Netscape unmotiviert Leerzeichen ein).
|
Realname |
Der Realname ist der wirkliche Name des Absenders
(also Vor- und Nachname). Er sollte auf jeden Fall in der From-Zeile stehen.
Das muß man in der Konfiguration des Mail-Programms erledigen. |
Unterteilung in Absätze |
Texte lesen sich besser, wenn sich das Auge an
optischen Marken festhalten kann. Endlose Absätze sind einfach schlecht
lesbar. Man trenne Absätze durch Leerzeilen. Zeilenlänge und Umbrüche.
Eigene Texte sollte man auf etwa 70 Zeichen pro Zeile umbrechen (die meisten
Mail-Programme machen das auf Wunsch automatisch). Längere Zeilen sind
schlecht lesbar und führen oftmals beim Zitieren (Quoten) zu Problemen. |
Wörter mittels Bindestrich zu trennen |
ist unüblich und beim Umformatieren von Zitaten
ausgesprochen lästig; dies sollte man nur in extremen Ausnahmefällen machen,
etwa wenn sonst halbleere Zeilen resultieren würden.
|
Zeichensätze |
Standard ist ASCII; kurz gesagt ist das alles,
was man braucht, um einen englischen Text zu schreiben, es fehlen also
insbesondere die Umlaute diverser Sprachen. Der nächste gängige Zeichensatz
ist ISO-8859-1 (auch "latin1" genannt). Neuer ist ISO-8859-15, der sich
von vorgenanntem vor allem durch das Euro-Zeichen unterscheidet. Verwenden
sollte man nur Zeichen, die das Mail-Programm des Empfängers richtig dekodieren
kann. Mit ASCII kann jeder umgehen. Mit ISO kommt eigentlich auch jeder
klar. Nach Möglichkeit vermeiden sollte man Nicht-ASCII-Zeichen im Header
und im Subject.
Einfacher Text mit einer nicht-proportionalen Schriftart
(alle Zeichen sind gleich breit, etwa Courier) hat natürlich nur sehr
begrenzte Möglichkeiten, ist aber für E-Mail zweckmäßig; nur mit derartigen
Schriften ist es möglich, Effekte wie Unterstreichungen oder "Tabellen"
so zu schreiben, daß alle sie lesen können. |
Signatures |
Hier kann man am Ende einer Mail (typischerweise
automatisiert) noch ein paar Zeilen mit Informationen, witzigen Sprüchen
o.ä. anfügen. In RFC-1855 heißt es aber, daß eine Signature (oder nennen
wir's Visitenkarte) maximal vier Zeilen lang sein sollte. Zur Trennung
vom Text fügt man vor der Signatur eine Zeile ein, die zwei Minus- und
ein Leerzeichen (also "-- "; in genau dieser Reihenfolge) und nichts anderes
enthält. Das Leerzeichen ist wichtig! Ordentliche Mail-Programme können
dann die Signatur automatisch abtrennen. Daß man auch in fünf Zeilen etwas
sagen kann, zeigt folgendes Beispiel:
== Ulrich Hoehn==
== PC-Freund ==
== Strasse, PLZ Ort==
== Telefon ==
Wer unbedingt noch weitere Informationen unterbringen
will, kann z. B. konform zum Standard, das "Organisation"-Feld des Mail-Headers
ausfüllen. Das geht beispielsweise mit Netscape folgendermaßen. Unter Edit
-> Mail and Newsaccount-Settings auf den obersten Eintrag klicken (der sollte
die Absenderadresse enthalten) und dort unter Organisation den Namen der
Firma oder Hochschule eintragen. Das wird dann sauber im Kopf jeder Mail
vermerkt. Deshalb hat auch die Absender-E-Mail-Adresse nichts in der Signature
zu suchen (steht ja schon im Header). Von allzu vielen Informationen in einer E-Mail (Web-
oder Post-Adressen sowie Telefonnummern) ist eher abzuraten. Man weiß nie,
in welche Hände E-Mails fallen; inzwischen gibt es schon etliche Roboterprogramme,
welche Webadressen, E-Mailadressen und Telefonummern aus den Signatures
extrahieren und diese Daten dann Werbefirmen anbieten; frei nach dem Motto
"30000 Telefonnummern aus deutschen Firmen". |
Großgeschriebene Wörter |
werden von der überwiegenden Mehrheit als Schreien
'gehört'. Es mag in der E-Mail zwar Teile geben, bei denen es nötig ist,
zu Schreien, ABER SELTEN DIE GANZE E-MAIL LANG! Schreien Sie die Leute
nicht an. Es ist unhöflich. |
Anhänge (Attachments) |
sind meist lästig, wenn nicht klar ist, daß der
Empfänger genau weiß, was er damit soll, was vor allem bei proprietären
Datenformen (z.B. Word-Dateien, vcard) schwierig sein kann. HTML verbietet
sich aus denselben Gründen (und hat noch dazu in fast allen Fällen keinen
Mehrwert). Statt ein einseitiges Word-Dokument als Anhang zu verschicken,
kann man auch den Text über die Zwischenablage direkt in die Mail kopieren. |
Die sogenannten "V-Cards" |
und ähnlicher Tüddelkram blasen die E-Mail nur
unnötig auf und haben keinen praktischen Nutzwert. Kennt man den Empfänger
nicht, sollte man auch mit Informationen sparsam sein (siehe auch bei
"Signatures"). Kennt man sich oder hat man öfter miteinander zu tun, genügt
der einmalige Austausch von Adresse und Telefonnummer - das muß dann nicht
an jede E-Mail angehängt werden. |
Überprüfung der Einstellungen des Mail-Programms |
Am Anfang oder nach Wechsel der Mailsoftware sollte
man überprüfen, daß die eigene E-Mail dem entspricht, was hier beschrieben
ist. Dazu schickt man sich selbst eine E-Mail, die möglichst viele der hier
aufgeführten Punkte erkennen läßt. Insbesondere sollte man sein Programm
konform zu den Standards machen (RFC-Dokumente). Bei Outlook kann dies durch
ein kleines Häkchen im Einstellungsmenü geschehen.
Klicken Sie unter Extras - Optionen auf dem Reiter
E-Mail-Format auf dem Knopf internationale Optionen und wählen Sie im Pop-Up-Menü
den Punkt "Kopfzeilen von Antworten und Weiterleitungen in Englisch" aus.
Dann können Sie auch gleich noch unter "Codierung für ausgehende Nachrichten"
den Punkt "Westeuropa(ISO)" auswählen. Bei Outlook Express findet sich der
Knopf "Internationale Einstellungen" auf dem Reiter "Senden" des Optionen-Dialogs.
Gleich noch ein Hinweis:
-
Bei Outlook Express sehen Sie sofort die E-Mail
in einem Vorschaufenster, sobald Sie auf eine Nachricht im Posteingang
klicken. Manche Viren werden schon durch diese Vorschau aktiviert. Daher
sollten Sie das Vorschaufenster abschalten. Die Einstellung dazu ist aber
nicht leicht zu finden. Sie versteckt sich unter Ansicht - Layout. Im
folgenden Dialog deaktivieren Sie das Kontrollkästchen "Vorschaufenster
anzeigen". Bestätigen Sie die Änderungen nacheinander mit "Übernehmen"
und "OK".
|
Regeln für Antwortmails (Zitieren) |
Am Anfang sollte man vor allem sagen, auf wen man
sich bezieht. Weitere Angaben sind fast immer überflüssig, da sie im Header
ablesbar sind (z.B. Subject der Bezugsnachricht, Message-ID der Bezugsnachricht
(bei den meisten Programmen)). Diese Einleitungszeile sollte man kurz halten,
maximal zwei Zeilen reichen. Lange "witzige" Einleitungen langweilen schnell.
Selbiges gilt erfahrungsgemäß auch für Anreden etc. |
Zitieren |
Das Zitieren der vorangegangenen Mail erfolgt durch
Voranstellen des Größer-Zeichens an jedem Zeilenanfang. Das macht in der
Regel das Mail-Programm automatisch. Wichtig ist dabei, daß die zitierten
Zeilen keinesfalls umbrochen werden. Hiervon ausgenommen sind natürlich
händische Eingriffe, um den Text zu trennen oder besser lesbar zu machen.
Wichtig ist die Frage, wie viel man denn nun zitieren soll. Die Antwort
ist einfach: So viel, wie für das Verständnis der Antwort nützlich oder
notwendig ist, so wenig wie möglich! Das heißt insbesondere, daß man all
das, auf das man nicht eingeht, komplett löscht. Möchte man eine längere
Passage des Vorredners zusammenfassen, so schreibt man in eine einzelne
Zeile in eckigen Klammern ein/zwei Stichworte hin und löscht dafür den betreffenden
Abschnitt. Zwischen Zitaten und den eigenen Texten, die man dort zwischen
die Zitaten schreibt (jeweils unter die Bezugsstelle), wo sie inhaltlich
hingehören, fügt man zur optischen Trennung eine Leerzeile ein.
Die normale
Leserichtung ist von links nach rechts und von oben nach unten, und man
erwartet in dieser Richtung auch eine zeitliche und logische Abfolge in
den Texten, die man liest. Vor allem Leser, die eine Menge von E-Mails lesen
(und damit, nebenbei bemerkt, ideale Antwortgeber sind), schätzen es sehr,
wenn sie zuerst den Text lesen können, auf den man sich bezieht. Das Zitat
dient hier als Erinnerungshilfe, die natürlich dann nicht gegeben ist, wenn
das Zitat am Ende steht. Außerdem ist es hierzulande so üblich. Das mag
ein schwaches Argument sein. Aber mal ehrlich: ist man nicht verwundert,
wenn man erst die Antwort erhält und dann die Frage gestellt bekommt? Es
sollte klar sein, daß es ein Kardinalfehler ist, "Vollquotes", noch dazu
am Ende der Mail (sogenanntes TOFU = Text Oben Fullquote Unten), einzufügen.
Das will keiner mehr lesen. Leute, die so etwas tun, nennt man Vollquottel. |
Subject verändern |
Gelegentlich möchte man bereits im Subject kennzeichenen,
daß sich das Thema verschoben hat, dann ändert man das Subject. Ständige
Änderungen ohne wirklichen Grund oder gar, um dort schlagwortartig eine
Aussage zu plazieren, sind schlechter Stil. |
Re: |
Antworten - und nur solche - tragen am Anfang des
Subjects die Zeichenkette "Re:" plus Leerzeichen. Jegliche andere Kennung
ist von Übel und kann von den meisten Programmen nicht richtig erkannt werden
(außerdem ist es nicht Standard-Konform). Auch bei Outlook läßt sich das
einstellen!
|
Warum das Dateiformat von 'Word' (Endung .DOC) kein
Austauschformat ist |
Dem Benutzer von Microsoft Office wird vorgegaukelt,
es sei ganz einfach, seine Dokumente im jeweiligen Format per E-Mail weiterzugeben.
Wer solche Dateien erhält, wird gezwungen, Microsoft Office zu verwenden.
Diese Produkte hat aber nicht jeder und sie sind auch nicht auf allen Rechnerplattformen
verfügbar. Im Hochschulbereich ist es sogar wahrscheinlicher, auf nicht-Microsoft-Rechner
zu stoßen als woanders. Aber nicht nur deshalb ist der Austausch von Dateien
im .DOC-Format (oder .XLS, .PPT, ...) eine schlechte Idee. In den meisten
Fällen ist das Format schlicht ungeeignet und zu risikobehaftet.
Word-Dokumente können Makroviren enthalten. Daher
sollten .DOCs von fremden Rechnern nur nach sorgfältiger Prüfung geöffnet
werden. Aber auch andere Makros können beim Empfänger, unerwünschte Effekte
hervorrufen. Auch wenn man davon ausgeht, daß die eigenen Dokumente sauber
sind, kann man niemandem, der nicht genau die Risiken einschätzen kann,
empfehlen, irgend ein fremdes Word-Dokument auf seinen Rechner zu holen.
Was ist unangenehmer, als von einem Computer-Virus befallen zu werden? Aus
Versehen einen Virus zu verbreiten! Eben dies ist Porsche im Sommer 2001
passiert.
Nicht einmal ältere Word-Versionen können Dokumente
einer neuen WinWord-Version öffnen. Geschweige denn Menschen, die ein anderes
Betriebssystem oder ein anderes Schreibprogramm benutzen.
Das .DOC-Format ist weder veröffentlicht, noch im
Klartext nachvollziehbar. Jedes Dokument enthält unkontrollierbaren Datenmüll:
den Autor, das Erstellungsdatum, den Dateipfad, den Makropuffer, den Löschpuffer,
die Seriennummer Ihrer Netzwerkkarte und vieleicht noch mehr. Bei jedem
Speichern werden zusätzliche Daten in die Worddatei geschrieben. Demzufolge
sind Fragmente aus den Vorversionen, die längst gelöscht sein sollten und
die gesamte Bearbeitungsgeschichte des Textes noch in der DOC-Datei enthalten.
Mit einem Texteditor (Notepad) lassen sie sich teilweise wieder sichtbar
machen. Mitunter weden sogar Fonts ins Dokument eingebunden. Die (unwissentliche)
Weitergabe von Fonts kann sogar zu Copyright-Konflikten und damit vor den
Kadi führen.
In den meisten Fällen ist es überhaupt nicht nötig,
alle Formatierungen eines Textes weiterzugeben. Gerade bei E-Mails würde
meist ein einfacher Text, direkt im E-Mail-Programm geschrieben oder übers
Clipboard ("Zwischenablage") einkopiert, völlig genügen.
Wenn unbedingt ein formatierter Text versendet werden
soll, kann man das RTF-Format verwenden (geht ganz leicht mit "Speichern
unter .."). Oder man wandelt das Dokument mit Hilfe des Adobe Acrobat Destillers
in das PDF-Format um. Microsoft hat Anfang Mai einen kostenlosen PDF-Konverter
für Word angekündigt. Als weitere Möglichkeit bietet sich das Webseitenformat
HTML an. |
Legenden und Hoaxes |
Legenden sind recht unterhaltsam, wenn sie das erste
Mal auftauchen; verzeihbar auch noch beim zweiten Mal, aber nicht mehr,
wenn's das siebte Mal ist, wenn es sie schon seit Monaten oder Jahren gibt.
(Beispiel: Kostenlose Mobiltelefone von 'bitte passende Firma einsetzen',
der arme Craig Shergold, der gerne eine Visitenkarte möchte oder die Virenwarnung,
die man an alle Freunde und Bekannten verschicken soll).
Diese Geschichten
leben weiter, weil es offensichtlich Menschen gibt, die denken, daß Sie
für jedermann neu sein müssen, weil sie doch jetzt erst davon gehört haben.
Wenn man sich die vielen Webseiten über Legenden und Hoaxes ansieht, ist
es eine Schande, daß viele bereit sind, ihre Glaubwürdigkeit zu ruinieren,
indem sie an solche Geschichten glauben. Man muß davon ausgehen, daß die
Absender die Geschichten glauben, weil sie diesen Müll verschicken, ohne
daß sie nachgedacht oder vorher einmal die einschlägigen Webseiten gelesen
haben. |
|
Soderle, ich hoffe es war jetzt für euch nicht zu viel, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr damit was anfangen konntet.
Euer Uli |